Marsilio Ficino
Unter den großen Renaissance-Gelehrten im Italien des 15. Jahrhunderts war der gebürtige Florentiner Marsilio Ficino unbestritten tonangebend - als versierter Spieler von Saiteninstrumenten auch im wörtlichen Sinn. Musik machte er jedoch nicht einfach zum Vergnügen oder zur Zerstreuung: Aus seinen Briefen geht hervor, dass er über ein umfassendes Wissen um die Wirkung von Musik auf die seelische und körperliche Gesundheit verfügte. So spielte er, um sein Denken auf Höheres zu lenken und geistige Beschwernisse zu vertreiben.
Ursprünglich hatte Ficino klassische Sprachen, Rhetorik und Medizin studiert. Dem Vorbild des Vaters folgend, der in Florenz Leibarzt von Cosimo de' Medici war, arbeitete auch Marsilio Ficino in Bologna eine Zeit lang als Arzt. Bereits während seines Studiums entwickelte er ein leidenschaftliches Interesse an den Werken Platons, die er ins Lateinische übersetzte. In ausführlichen Kommentaren versuchte Ficino, diese Übersetzungen verständlich zu machen. Mit seinem Wirken als Übersetzer und Kommentator erreichte der Platonismus der Renaissance seinen Höhepunkt. Von besonderer Bedeutung für die nach neuen Horizonten verlangende Geisteswelt der Renaissance waren auch seine Übersetzungen der Hermetischen Schriften, die unter der Bezeichnung "Corpus hermeticum" bekannt wurden und der gnostischen Philosophie einen neuen, kraftvollen Impuls gaben.
Mit Hingabe widmete er sich der Lehrtätigkeit und philosophischen Aufgaben und übernahm schon bald die Leitung der 1459 von Cosimo de' Medici gegründeten Platonischen Akademie von Florenz.